Workshops auf dem IPPNW-Jahrestreffen
Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine
Dr. Angelika Claußen, Daniela Dahn und Christiane Reymann
Der Krieg in der Ukraine verursacht Leid, Tod und Verwüstung. Mit jedem Tag, den der Krieg länger dauert, kommen mehr Menschen ums Leben, werden körperlich verletzt oder psychisch traumatisiert. Mit jedem Tag wächst das Risiko, dass sich der Krieg auf andere Staaten ausweitet oder gar zu einem direkten Krieg zwischen NATO und Russland eskaliert, was zu einem Atomkrieg führen kann. Es braucht einen Weg aus der Eskalationsspirale mit immer mehr Waffenlieferungen. Wie wäre es überhaupt möglich, aus dem Teufelskreis der Gewalt herauszukommen, wo doch Russland der Angreifer ist? Welche Möglichkeiten gibt es, den Krieg durch Diplomatie statt durch Waffen zu beenden?
Das IPPNW-Papier „Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine“ gibt einen Überlick über die bisherige Debatte und bereits erfolgte Anläufe. Inzwischen sind noch weitere, hoffnungspendende Ansätze hinzugekommen. Gemeinsam wollen wir diskutieren, wie wir sie in Öffentlichkeit und Politik präsenter machen können.
Referent*innen:
Daniela Dahn (Autorin, Publizistin, PEN-Mitglied)
Dr. Angelika Claußen (Co-Vorsitzende IPPNW-Deutschland)
Christiane Reymann (Soziologin und Publizistin)
Moderation: Christoph Krämer (IPPNW AK „Süd-Nord“)
Sicherheit neu denken: Weltinnenpolitik und internationale Polizei
Dr. Theo Ziegler
Die aktuelle Weltlage zeigt in dramatischer Weise, dass partikulare Militärbündnisse und militärische Abschreckung nicht friedenssichernd sind. Die bundesweite, von 50 Friedensorganisationen (u. a. IPPNW) getragene Initiative „Sicherheit neu denken“ (SND) hat ein Konzept für eine zivile Sicherheitspolitik erstellt und bringt es in den Diskurs ein. Dies setzt bei den Konfliktursachen an, beschreibt inklusive Sicherheitsstrukturen, bearbeitet Konflikte zivil und transformiert die Bundeswehr zu einem Internationalen THW und als Teil einer Internationalen Polizei.
Der Referent, Dr. Theodor Ziegler, ist Mitinitiator und Koordinationskreismitglied von SND
Atomkriegsgefahr und Atomwaffenverbotsvertrag
AK ICAN – atomwaffenfrei
Wir leben in einer „Zeit noch nie dagewesener Gefahr: es ist 90 Sekunden vor 12“ überschrieb das Bulletin of the Atomic Scientists sein Doomsday Clock Statement 2023. Der Angriff Russlands auf die Ukraine, seine Drohungen Atomwaffen zum Einsatz zu bringen, die rapide zunehmende Aufrüstung bei wachsender ökonomischer Instabilität sowie die fortschreitende Klimakrise haben uns in eine instabile Welt voller nuklearer Bedrohungen geführt. „Wir müssen Atomwaffen vernichten, bevor sie uns vernichten,“ fasste Antonio Guterres die Lage im Juni 2022 in Wien zusammen. Aber es gibt auch die wachsende Unterstützung des Atomwaffenverbotsvertrags, dem auch wir, die IPPNW, den Boden bereitet haben. Der auch in Deutschland von einer Vielzahl humanitärer und kirchlicher Organisationen, Parlamentsabgeordneten, Oberbürgermeistern, Stadträten und Landkreisen unterstützt wird.
Auf dem Workshop wollen wir beraten, wie wir den UN-Vertrag bekannter machen können – z. B. anlässlich des Flaggentages der Mayors for Peace, des Hiroshima-Gedenktags, des Anti-Kriegstages, in den Medien, den Schulen, den Herzen der Menschen. Lasst uns dazu Strategien aushecken!
Referent*innen: Dr. Lars Pohlmeier, Dr. Ingrid Farzin, Xanthe Hall
Globale Gerechtigkeit in der Klimakrise
Dr. Boniface Mabanza
Der globale Süden leidet überproportional an den Folgen des Klimawandels, zu dem er am wenigsten beigetragen hat. Dies ist bekannt und wird überall nachgeplappert. Konsequenzen daraus werden kaum gezogen, wie auch die jüngsten Klimaverhandlungen gezeigt haben, aus denen kaum etwas Verbindliches im Sinne globaler Gerechtigkeit hervorgegangen ist. Darin artikulieren sich Machtverhältnisse, die zum Teil kolonial geprägt sind. Gleiche Machtverhältnisse artikulieren sich auch überall, wo die größten Klimasünder die Deutungshoheit über die Qualifizierung der Energiequellen und das Tempo der Umsteuerung zu bestimmen beanspruchen. Mit großer Selbstverständlichkeit gehen sie davon aus, dass erneuerbare Energien aus dem globalen Süden dazu dienen sollen, ihre aktuellen Produktionssystem und Konsummuster aufrechtzuerhalten. Was impliziert es, in diesem Kontext von globaler Gerechtigkeit zu sprechen? Der Workshop will sich u. a. dieser Frage widmen.
Der Einfluss kollektiver Traumatisierung auf die Großgruppenidentität und die Gefahr ihrer populistischen Funktionalisierung zur Aufwiegelung der Bevölkerung
Mechthild Klingenburg-Vogel
Kollektive Traumatisierungen, d. h. Traumata, die eine Gruppe oder Großgruppe (z. B. eine Nation) treffen, sind der wichtigste Beitrag zur Großgruppenidentität. Werden solche Traumatisierungen nicht bearbeitet, betrauert, sondern verdrängt, so können sie – wie ein Blindgänger im Vor- oder im Unbewussten lange Zeit, eventuell über Jahrhunderte – schlummern, mythologisiert werden und über Lieder und Gebräuche an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Diese können aus einer Opfer- eine Rächeridentität ausbilden. Durch entsprechende Reize können kollektive Traumata wie ein individuelles Trauma getriggert, aktualisiert werden. Indem derartige mit dem Trauma verbundene Ängste populistisch geschürt werden, kann es in einem „Zeitkollaps“ zu Gefühlserregungen kommen, als ob das Trauma im Moment stattfinden würde. Die ängstlich oder wütend erregte Masse schart sich um den als starke schützende Figur erlebten Führer, der wiederum dadurch narzisstisch „aufgebläht“ wird. Auch über Medien können durch Feindbilder propagandistisch geschürt und derartige kollektive Traumatisierungen aktiviert werden.
Einstehen gegen Abschiebungen und Rassismus im Krankenhaus
AK Geflüchtete und Asyl / Carlotta Conrad und Gisela Penteker
Im Klinikalltag sind wir immer wieder mit emotional belastenden und verunsichernden Situationen konfrontiert, in denen wir auch Zeug*innen von Diskriminierung und Gewalt werden – wie etwa im Fall von rassistischen Äußerungen oder Abschiebeversuchen aus stationärer Behandlung. In dem interaktiven Workshop möchten wir anhand von kleinen Rollenspielen bzw. Szenen ausprobieren, wie wir uns in solchen Situationen verhalten können, um uns selbstbewusst am Wohl und den Rechten der Patient*innen zu orientieren und rassistischen Äußerungen entschieden entgegen zu treten. Außerdem wollen wir einen Einblick in die aktuelle Arbeit des Arbeitskreises gegen Abschiebungen im Kontext stationärer Behandlung geben und zur Mitarbeit einladen.
Presse- und Medienarbeit
Frederic Jage-Bowler
Wie funktioniert Presse- und Medienarbeit z. B. in Bezug auf eine Verhandlungslösung im Ukrainekrieg oder auf den Atomwaffenverbotsvertrag? Wie wende ich mich an meine lokale Zeitung und interessiere sie für eine Berichterstattung über eine regionale IPPNW-Veranstaltung oder -Aktion?
In diesem Workshop wird ausgehend von den Themen der Teilnehmer*innen eine Handlungsanleitung für Presse- und Medienarbeit auf regionaler Ebene gegeben.
Social Media: Was ist das und wie kann ich mich beteiligen?
Regine Ratke
Soziale Medien wie Twitter, Facebook oder Instagram sind digitale Kommunikationskanäle. User*innen können über Social-Media-Kanäle miteinander kommunizieren, Inhalte erstellen oder teilen. Social Media werden immer stärker Bestandteil des Alltags vieler (nicht nur junger) Menschen. Was steckt hinter den verschiedenen Angeboten? Wie kann ich mich selbst an diesen Netzwerken beteiligen? Wie steht es um die Sicherheit und Vertraulichkeit meiner Daten?
Die Teilnehmer*innen erhalten einen praktischen Einblick in verschiedene Social-Media-Kanäle der IPPNW und werden mit den Möglichkeiten und den Risiken dieser Plattformen vertraut gemacht.
Veranstaltungsort
Global Village Berlin
Am Sudhaus 2, 12053 Berlin / Neukölln
www.berlin-global-village.de