Die medizinische Friedensorganisation IPPNW hat auf ihrem Jahrestreffen mit etwa 150 Teilnehmer*innen ein grundsätzliches Umsteuern von der Kriegsvorbereitung hin zu einer Friedensorientierung gefordert. „Wir sehen mit großer Sorge, dass sich in dieser Zeit der Unsicherheit und Bedrohung die Debatte auf Aufrüstung, NATO-Politik und atomare Abschreckung verengt. Dagegen fordern wir gerade jetzt die Regierungen in der EU auf, Europa als Friedensprojekt zu begreifen und sich die umfassenden Friedens- und Sicherheitskonzepte zu eigen zu machen, in denen zivile Sicherheitsmechanismen und deren Durchsetzung immer Vorrang haben“, heißt es in dem am Wochenende verabschiedeten Leitantrag.
Weiter heißt es dort: „Kriege und globale Aufrüstungsspirale heizen die Klimakrise an. Der Einfluss des Militärs und dessen enorme klimaschädigende Wirkung wurde bei den internationalen Vereinbarungen ausgeklammert. Auch die Klimafolgen von Militäreinsätzen bereits in Übungseinsätzen in Friedenszeiten werden vollständig ignoriert. Angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise kann sich die Menschheit weder Aufrüstung noch Kriege leisten.“ Die IPPNW fordert ein Ende der nuklearen Teilhabe, sie lehnt eine erneute Stationierung von US-amerikanischen Mittelstreckenwaffen in Deutschland ab.
In einem weiteren Antrag hat sich die Mitgliederversammlung für eine Kampagne gegen die Militarisierung des Gesundheitswesens ausgesprochen. Damit soll das Gesundheitspersonal aufgerufen werden, sich gegen die geplante Unterwerfung des zivilen Gesundheitswesens unter Erfordernisse von Militär und deren Kriegsführung zu engagieren.
Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW hat auf der Mitgliederversammlung am Wochenende Dr. Angelika Claußen und Dr. Lars Pohlmeier als Co-Vorsitzende bestätigt. Angelika Claußen ist niedergelassene Ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in Bielefeld. Sie hat zudem einen Masterabschluss in Friedenswissenschaften. Schwerpunkte ihres politischen Engagements sind Friedenspolitik, Atomausstieg und Menschenrechte. Dr. Lars Pohlmeier arbeitet als Internist und Hausarzt bei Bremen. Schwerpunkt seines politischen Engagements ist die Abrüstungsarbeit. Lars Pohlmeier ist zudem Mitglied bei der Abrüstungsorganisation ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons).
Dr. Lars Pohlmeier, wiedergewählter Co-Vorsitzender: „Gerade als Expert*innen im Gesundheitswesen wissen wir, dass im Kriegsfall medizinische Hilfe nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Deshalb betonen wir die Notwendigkeit der Kriegsprävention. Erst recht im Fall eines Atomkrieges sind die Folgen katastrophal. Wie leicht Aufrüstung in einen Krieg umschlagen kann, sehen wir gerade mit dem Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Die ganze Welt wäre sicherer, wenn die Atomwaffenstaaten ihren Lippenbekenntnissen zu einer atomwaffenfreien Welt schon hätten Taten folgen lassen.“
Die IPPNW-Jahreskonferenz bot neben einem umfangreichen Rahmenprogramm mit Vorträgen und Workshops zum Auftakt auch eine Aktion für nukleare Abrüstung.
Weitere Informationen:
IPPNW-Leitantrag „Friedensfähig statt kriegstüchtig“: www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Verein/MV/Friedensfaehig_statt_kriegstuechtig.pdf
IPPNW-Antrag „Keine Militarisierung des Gesundheitswesens“: www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Verein/MV/Keine_Militarisierung_Gesundheitswesen.pdf
Bilder des Jahrestreffens aus Flickr
Kontakt:
IPPNW-Friedensreferentin Angelika Wilmen, Tel. 030 698074-13, Email: wilmen[at]ippnw.de
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