Es gibt keinen Frieden auf einem brennenden Planeten

Die IPPNW auf der COP29

Die 29. Weltklimakonferenz (COP29) fand vom 11.-22. November in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku statt. Zum zweiten Mal war die IPPNW als UN-Beobachterorganisation mit einer vierköpfigen Delegation vertreten. Die COP29 war als „Finance COP“ angekündigt. Es ging um die Vereinbarung eines neuen kollektiven Klimafinanzierungsziels um dem Bedarf, der sich im Bereich von Billionen jährlich bewegt, gerecht zu werden. „Pay Up!“ forderten Aktivist*innen von den anwesenden Staatschef*innen im Olympiastadion von Baku, denn nur mit ausreichender Finanzierung sowie ambitionierten Klimaaktionsplänen bleibt die 1,5-Grad-Grenze in Reichweite.

Die COP29 war aber auch als „Peace COP“ gehandelt worden. Die aserbaidschanische Präsidentschaft hatte mit einem Aufruf zu einem Waffenstillstand für die Dauer der Konferenz sowie durch die Verabschiedung des „Baku Call on Climate Action for Peace, Relief, and Recovery“ am 15. November das Thema aufgenommen. Im Angesicht der massiven Einschränkung von Demokratie und Menschenrechten im Land, sowie der Inhaftierung von Kritiker*innen, Oppositionellen und Journalist*innen erscheint dies als fragwürdiger Versuch des „peace-washings“.

Darüber hinaus nimmt die Baku Initiative, die auch von Deutschland getragen wird, nur einen Aspekt von Klimakrise und Krieg in den Blick: die Situation von Konflikt-betroffenen und fragilen Ländern. Diese leiden besonders unter den sich verstärkenden Wechselwirkungen von Gewalt, Instabilität, Armut, Umweltdegradation, Klimafolgen und Nahrungsunsicherheit. Ihre Möglichkeiten sich an die Klimakrise anzupassen sind extrem eingeschränkt, gleichzeitig fehlt es besonders hier an Klimafinanzierung. Diese Lücken zu schließen, ist eine begrüßenswerte Entwicklung.

Doch sie geht lange nicht weit genug. Klimagerechtigkeit erfordert einen radikalen und systemischen Wandel, nicht die Festigung der Strukturen, die im Kern unserer planetaren Notlage liegen: Militarisierung, fossile Ökonomien und ausbeuterischer Kapitalismus. Militär, Rüstungsindustrie und Krieg heizen die Klimakrise an. Alltägliche militärische Aktivitäten in „Friedenszeiten“ sind für schätzungsweise 5,5 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aufgrund historischer Ausnahmeregelungen bleiben diese in der UNFCCC-Berichterstattung weitgehend unberücksichtigt.

Heute und in der Vergangenheit sind die größten Treibhausgasemittenten auch die Länder mit den größten Militärausgaben, wobei die reichsten 23 Länder 30 Mal so viel für ihr Militär ausgeben wie für die Klimafinanzierung. Im Jahr 2023, stiegen die weltweiten Militärausgaben auf 2,44 Billionen Dollar – Billionen die für ehrgeizige Klimamaßnahmen umverteilt werden sollten. 

Von den Folgen der Aufrüstung, den vielen gewaltvollen Konflikten und der Klimakrise sind marginalisierte Gemeinschaften unverhältnismäßig stark betroffen, insbesondere Frauen, LGBTIQA+, Kinder und Jugendliche, Schwarze und indigene Menschen. Eine echte „Friedens-COP“ müsste dies anerkennen und adressieren. 

Das bedeutet insbesondere:

  • verbindliche, solide, vergleichbare und transparente Berichterstattung der militärischen CO2-Emissionen, einschließlich der Emissionen aus gewaltvollen Konflikten

  • prioritäre Investitionen in Konfliktprävention, Friedenskonsolidierung und Diplomatie

  • konfliktsensible Klimafinanzierung und direkten Zugang zu Finanzierungsinstrumenten für betroffenen Länder und Gemeinschaften

  • Reduktion von Militärausgaben und Ende der Subventionen für fossile Brennstoffe. Dies beinhaltet die Umschichtung von Ausgaben, die Einführung einer Steuer auf Rüstungs-und Waffenhandel und langfristig die Wiederaufnahme von Abrüstungsbemühungen.

Laura Wunder ist IPPNW-Referentin für Klimagerechtigkeit und Globale Gesundheit.

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Ansprechpartner*innen

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de


Dr. Jens-Peter Steffen

Kontakt zur Kooperation für den Frieden
Email: steffen[at]ippnw.de

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