IPPNW-Pressemitteilung vom 14. November 2023

Dringender Appell für einen sofortigen humanitären Waffenstillstand

Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen

Die ärztliche Friedensorganisation IPPNW fordert Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock auf, sich für die Aushandlung eines sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen einzusetzen. Nur damit kann sichergestellt werden, dass humanitäre Hilfe sicher und in ausreichendem Maße die Zivilbevölkerung in Gaza erreichen kann. Außerdem werden dadurch weitere Tote, Verletzte und Traumatisierte sowie weitere Zerstörungen verhindert.

Die Ärzt*innenorganisation ist zutiefst entsetzt über die anhaltende Gewalt, die bisher über 1.200 Israelis und über 11.000 Palästinenser*innen im Gazastreifen das Leben gekostet hat, darunter fast 70 % Frauen und Kinder, 40 % von ihnen Kinder unter 15 Jahren, und weitere Tote im Westjordanland. In Gaza stirbt alle 10 Minuten ein Kind.

Über 5.400 Israelis und 27.500 Palästinenser*innen wurden verletzt. Mehr als 1,5 Millionen Palästinenser*innen im Gazastreifen wurden vertrieben. Ihnen fehlen die Grundbedürfnisse an Unterkünften, Lebensmitteln, Wasser und sanitären Einrichtungen, Brennstoff, Strom und Kommunikation. In Gaza ist niemand nirgendwo sicher. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden 279 Schulen und 135 Gesundheitseinrichtungen, in denen viele Menschen Zuflucht gefunden haben, getroffen und beschädigt. Die laufende Behandlung von 9.000 Krebspatient*innen und 350.000 Patient*innen mit chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herzerkrankungen ist stark beeinträchtigt. Die Versorgung von 180 Frauen in Gaza, die täglich gebären, ist nahezu unmöglich geworden. Mehr als 100 humanitäre Helfer der Vereinten Nationen wurden getötet, mehr als in jedem anderen Konflikt.

Der WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen aus, dass die WHO seit dem 7. Oktober mehr als 250 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung im Gazastreifen und im Westjordanland sowie 25 Angriffe auf die Gesundheitsversorgung in Israel - Krankenhäuser, Kliniken, Patienten, Krankenwagen - festgestellt habe. Seit dem 21. Oktober 2023 seien statt der 10.000 Lastwagen, die normalerweise lebenswichtige Güter nach Gaza bringen, nur 650 eingetroffen. Dr. Ghebreyesus beschrieb "überfüllte Krankenhausflure mit Verletzten, Kranken und Sterbenden; überfüllte Leichenhallen; Operationen ohne Anästhesie; Zehntausende von Vertriebenen, die in Krankenhäusern Zuflucht suchen; Familien, die in überfüllten Schulen eingepfercht sind und verzweifelt nach Nahrung und Wasser suchen."

Kontakt:
IPPNW, Angelika Wilmen, Friedensreferentin, Email: wilmen[at]ippnw.de, Tel. 030 – 698074-13


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