IPPNW-Pressemitteilung vom 24.11.2014

Kohle gefährdet unsere Gesundheit

Offener Brief zur Stilllegung von Kohlekraftwerken

24.11.2014 Die Ärzteorganisation IPPNW fordert die Minister Barbara Hendricks und Sigmar Gabriel in einem Offenen Brief auf, sich für eine sukzessive Stilllegung von konventionellen Großkraftwerken einzusetzen. "Als Ärztinnen und Ärzte in sozialer Verantwortung machen wir Sie auf die gesundheitsrelevanten Folgen Ihrer energiepolitischen Entscheidungen aufmerksam. Die Abkehr von den ohnehin niedrigen CO2-Einsparzielen erscheint uns angesichts der Fülle an Erkenntnissen über die globalen Folgen des Klimawandels verantwortungslos und kurzsichtig", heißt es in dem Brief.

Eine Studie der Physicians for Social Responsibility (US-Sektion der IPPNW) verdeutlicht anschaulich die gesundheitlichen Folgen der Kohlewirtschaft. Das Vermeiden unnötiger Stromproduktion und somit von gesundheitsbelastenden Luftemissionen sei die beste Gesundheitsvorsorge, so die Ärzteorganisation.

Laut Umweltbundesamt könnte man rund 30 große Kraftwerksblöcke stilllegen, wenn in Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen und Privathaushalten die wichtigsten „wirtschaftlichen“ Stromsparpotenziale ausgeschöpft würden. Effiziente Pumpen und stromsparende Prozesswärme in der Industrie zählen nach Darstellung der Bundesbehörde zu den größten Sparpotenzialen. Für die IPPNW ist es daher nicht nachvollziehbar, dass die Bundesregierung beim Thema Energiesparen vorwiegend die Privathaushalte in den Blick nimmt, obwohl zwei Drittel der Stromsparpotenziale und somit der Emissionsminderungspotenziale in der Wirtschaft erschlossen werden können. Durch schnell umsetzbare Modernisierungsinvestitionen könnten also 30 Großkraftwerke überflüssig gemacht und in erheblichem Maße Luftschadstoffe und CO2-Emissionen vermieden werden.

Auch eine Rückverlagerung der Stromerzeugung auf die Kommunen und die fortschreitende Nutzung Erneuerbarer Energien in Bürgerhand würde enorme volkswirtschaftliche Vorteile bringen und den Wohlstand der Kommunen, des Handwerks, der Genossenschaften sowie der Bürgerinnen und Bürger nennenswert erhöhen. Unter diesen Voraussetzungen wären die Arbeitsplatzeffekte der Erneuerbaren Energien sehr viel höher als die der konventionellen Großkraftwerks-Wirtschaft.

Die IPPNW fordert eine dezentrale Energiewirtschaft in der Hand von Bürgern, Kommunen und Kleinunternehmen. Die Konzentration der „Energiewende“ auf wenige Großprojekte wie die überteuerten Offshore-Parks der Konzerne dient weder dem energiepolitischen Ziel der Versorgungssicherheit noch dem einer preiswerten Energieversorgung. "Es war unserer Überzeugung nach ein gravierender und korrekturbedürftiger Fehler, mit der jüngsten EEG-Novelle den strukturell günstigeren, gemeinwohl-orientierten, dezentralen Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bürgerhand auszubremsen", heißt es in dem Brief.

Den Offenen Brief an die Bundesministerin Hendricks und Bundesminister Gabriel finden Sie unter www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/Offener_Brief_BMU_BMWi.pdf

Die PSR-Studie "Coal´s Assault on Human Health" finden Sie unter www.psr.org/assets/pdfs/coals-assault-executive.pdf

Kontakt: Angelika Wilmen, Pressesprecherin der IPPNW, Tel. 030-69 80 74-15, Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW), Körtestr. 10, 10967 Berlin, Email: wilmen@ippnw.de, www.ippnw.de


zurück

Stellenangebote

Bundesfreiwilligendienst

Die IPPNW sucht eine*n Bundesfreiwillige*n zur Unterstützung des Vereins in der Öffentlichkeitsarbeit und Verwaltung, ab dem 1. August 2024, für 38 Wochenstunden, für bis zu einem Jahr.

ippnw blog

Warum Tschernobyl auch heute noch aktuell ist

Vor 38 Jahren, am 26.4.1986, explodierte der Reaktor Nr. 4 des ukrainischen AKWs in Tschernobyl, nahe der Grenze zu Weissrussland. Die anschließende radioaktive Wolke betraf weite Teile Europas und brachte uns allen die Gefährlichkeit und Unbeherrschbarkeit der Atomenergie ins Bewusstsein.

Mehr...

Navigation