Naturgewalten verbreiten Radioaktivität in Fukushima

07.11.2019 Mitte Oktober wurde Japan von Taifun Hagibis heimgesucht. Dutzende Menschen starben, Hunderte wurden verletzt. Doch die langfristigen Schäden durch den Sturm könnten gravierender sein als bisher angenommen. Betroffen waren nämlich vor allem die Regionen der japanischen Ostküste, die im Rahmen der Atomkatastrophe von Fukushima 2011 radioaktiv kontaminiert wurde.

Der Taifun hatte erhebliche Sturmfluten und hohe Wellen hervorgerufen, die den Meeresspiegel entlang einiger Küstenabschnitte um mehr als einen Meter angehoben und zu erheblichen Überschwemmung geführt haben. Bei einem solchen Taifun werden Sedimente vom Meeresboden aufgewirbelt und an Land gespült.

Aller Bemühungen der japanischen Katastrophenschutzbehörden und des Betreibers TEPCO zum Trotz fließt bis heute täglich radioaktiv kontaminiertes Wasser von den Atomreaktoren in Fukushima Dai-ichi ins Meer. Der Großteil der strahlenden Partikel, insbesondere radioaktive Strontium- und Cäsium-Isotope, sammelt sich auf dem Meeresboden vor der Küste von Fukushima. Eben diese Sedimente wurden nun aufgewirbelt und an die Küste gespült.

Hinzu kommt, dass an Land eine hohe Zahl von Plastiksäcken mit radioaktiv kontaminiertem Erdreich lagern, die gegen Stürme und andere Naturgewalten nicht geschützt sind. Japanische Zeitungen berichten, dass in der Präfektur Fukushima nahe der Stadt Tamura eine unbekannte Anzahl dieser Säcke nun in den Furumichi-Fluss gespült wurden. Es ist zu befürchten, dass die Strahlenexposition der Bevölkerung entlang der japanischen Ostküste infolge des Taifuns erneut ansteigen dürfte und Dekontaminationsarbeiten vielerorts erneut durchgeführt werden müssen.

Angesichts der im kommenden Jahr in Japan stattfindenden Olympischen Spielen kommt dem Risiko einer Rekontamination ehemals dekontaminierter Gegenden eine besondere Rolle zu. Während der Deutsche Olympische Sportbund davon ausgeht, dass „die Gebiete rund um die Olympischen Spiele sicher vor Umweltkatastrophen sind“ (DOSB-Präsident Alfons Hörmann in einem Schreiben an die deutsche IPPNW) , muss weiterhin davor gewarnt werden, dass Naturkatastrophen wie der kürzliche Taifun, aber auch Erdbeben, Überflutungen oder Tsunamis erneut Radioaktivität in Fukushima freisetzt, bzw. aus den unzugänglichen Berg- und Waldregionen der Präfektur freisetzt.

 

Dr. Alex Rosen ist Co-Vorsitzender der deutschen IPPNW und Mitinitiator der Kampagne "Tokyo 2020 - The Radioactive Olympics"

 

Weitere Information:

 

 

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Materialien

Öffentliches Fachgespräch im Bundestag zum Thema „Austausch über die Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima sowie die aktuelle Situation in Saporischschja“ vom 15. März 2023

Statement von Dr. Angelika Claußen "Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie – zivil wie militärisch"

Titelfoto: Stephi Rosen
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