Die Waffen nieder!

Rede des IPPNW-Vorsitzenden Dr. Lars Pohlmeier

Unsere Solidarität und unsere Herzen gehen von hier zu den Menschen in der Ukraine, seien sie ukrainischer Nationalität oder russischer. Dieser Krieg geht nicht um einzelne  Bevölkerungsgruppen. Er wird ausgetragen auf dem Rücken der Frauen, Kinder und Männer. Dieses dunkle Kapitel im Buch der Geschichte  Europas wird geschrieben mit ihrem Blut.

Der Angriff auf die Ukraine ist unentschuldbar.
Und doch müssen wir überlegen, wie wir die Zukunft gestalten.

Halten wir einen Moment inne.

Wir sagen auch in diesen dramatischen Stunden: Unsere Zukunft kann nicht in einer neuen Rüstungsspirale liegen, die Kraft, Ressourcen und Intellekt abzieht von den globalen Herausforderungen wie Klimawandel und globaler Gerechtigkeit.

Krieg bringt Leid und Tränen von Eltern und Großeltern, die um ihre Söhne, Töchter und Enkel weinen. Krieg bedeutet vor allem auch die Zerstörung unserer Seelen.
Es steht viel auf dem Spiel: Sollte einer der 15 ukrainischen Atomreaktoren zur Kernschmelze gebracht werden, würden die Folgen weit über die Ukraine hinaus reichen.

Als Internationale Ärzt*innen gegen den Atomkrieg sorgen wir uns um eine eine weitere atomare Eskalation. Präsident Putin hat bereits indirekt mit einem Einsatz von Atomwaffen gedroht. Auch aus der NATO sind Drohgebärden gekommen. Sollte es zu einem Einsatz von Atomwaffen kommen, und die größte Gefahr ist ein eigentlich ungewollter, unfallbedingter, durch menschliches Versagen ausgelöster Atomschlag, dann droht eine globale Katastrophe. Deshalb ist atomare Abschreckung kein Mittel der Kriegsverhütung.

Aber: Lasst Euch nicht entmutigen.

Die Möglichkeit für Frieden in Freiheit ist nicht verloren.

Solidarisieren wir uns auch mit dem Widerstand in Russland selbst. Mehr als 6.000 russische Ärzt*innen und Health Worker haben einen Appel gegen den Krieg unterzeichnet. Sie sagen: „Wir, die russischen Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, lehnen die Militäraktionen der russischen Streitkräfte auf dem Territorium der Ukraine entschieden ab."

Es gibt so viel an diplomatischer und völkerrechtlichen Vereinbarungen, an die wir  anknüpfen können. Schändlich, wieviel Rüstungskontroll-Verträge in den vergangenen 20 Jahren aufgekündigt wurden - allem voran durch die USA. Eine neue europäische Friedensordnung muss die Sicherheitsinteressen aller anerkennen. Und für eine solche Übereinkunft müssen die Parteien miteinander reden.

Als erstes aber brauchen wir einen Waffenstillstand zwischen Russland und der Ukraine. Alle Truppen müssen zurück in ihre Heimatkasernen. Damit das umgesetzt wird, braucht es auch eine Bürger*innen-Bewegung, eine  Friedensbewegung auf den Straßen, mehr denn je. Es braucht dann alle Formen des kulturellen Austauschs und persönlicher Kontakte zwischen den Ukrainer*innen, Russ*innen und Deutschen, die in ihrer großen Mehrheit jeden Krieg in Europa ablehnen, sondern friedlich miteinander leben wollen.

So schwer das ist. Wir müssen den Frieden selbst in die Hand nehmen. Am Ende wird nur Diplomatie, kontrollierte Abrüstung und gemeinsame Sicherheit der richtige Weg sein.

Deshalb muß jetzt heißen: Waffenstillstand! Die Waffen nieder!

Dr. med. Lars Pohlmeier




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IPPNW-Forum 173

Ausgabe März 2023 | Ein Jahr Ukrainekrieg: Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt!
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Papier über die humanitären Folgen eines Atomkrieges sowie eines kon­ventionellen Krieges in der Ukraine. PDF Download | Im Shop bestellen

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Das russische Außenministerium hat am 17. Dezember 2021 Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO sowie zwischen Russland und den USA vorgelegt. Das Ostinstitut Wismar hat die russischen Vertragsentwürfe in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung veröffentlich. Die Antwort der NATO an Russland wurde bisher nicht veröffentlicht.

Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Materialien


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