IPPNW-Pressemitteilung vom 17. Oktober 2022

Die atomare Gefahr droht von allen Seiten

NATO-Militärmanöver „Steadfast Noon“ stellt gefährliche Provokation dar

Anlässlich des heute beginnenden Militärmanövers „Steadfast Noon“ warnt die Internationale Ärzt*innenorganisation für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) ausdrücklich vor einer nuklearen Eskalation des Krieges in der Ukraine. Auch Russland plant mit dem Militärmanöver „Grom“ eine große Atomübung des russischen Militärs. Es sei unverantwortlich in der derzeit besonders angespannten Sicherheitslage, Militärmanöver zur Erprobung taktischer Atomwaffen abzuhalten, so die IPPNW. Es werde zunehmend schwerer, Übung und Ernstfall auseinanderzuhalten. Jegliche Provokation bringe Misstrauen und Missverständnisse mit sich und könne in der derzeitigen Situation, auch durch einen technischen Fehler, in einen Atomkrieg führen.

„Die inakzeptablen Drohungen Russlands, unter Umständen Atomwaffen einzusetzen, müssen sehr ernst genommen werden“, betont Ute Rippel-Lau, Vorstandsmitglied der IPPNW. Dennoch nehme die Eskalation weiter ihren ungebremsten Lauf. So warnte US-Atomexperte Hans Kristensen, der für das Stockholmer Friedensinstitut Sipri arbeitet, im Hamburger Abendblatt: „Die zufällige Überschneidung der Atomübungen ist gefährlich und es kann zu einer weiteren Eskalation kommen.“ Auch die deutsche Bundeswehr beteiligt sich mit Tornados des Luftwaffengeschwaders 33 in Büchel an dem heute begonnenen Manöver. Geübt werden soll, wie die in Silos gelagerten Atombomben vom Typ B-61 unter die Flugzeuge montiert und im Ernstfall ins Ziel gebracht werden können.
 
Neben der Durchführung des Militärmanövers, plant die EU eine Ausbildungsmission für 15.000 ukrainische Soldaten für zunächst zwei Jahre. Diese soll in mehreren europäischen Ländern stattfinden, wobei die Hauptquartiere in Polen und Deutschland liegen sollen. Allein Deutschland wird ein Drittel, nämlich 5.000 Soldat*innen aufnehmen. Im März hatte der wissenschaftliche Dienst des Bundestages davor gewarnt, dass die NATO durch die Ausbildung von ukrainischen Soldaten ein großes Risiko eingehe, direkt zur Kriegspartei zu werden: „Der gesicherte Weg der Nichtkriegsführung würde verlassen“, hieß es dazu in dem Bericht. Neben dem Training an konventionellen Waffen sollen sie laut der Süddeutschen Zeitung in der Abwehr chemischer, biologischer und atomarer Waffen ausgebildet werden.
 
„Die atomare Gefahr, ob zivil oder militärisch, ist menschengemacht. Sie muss und kann abgewendet werden, wenn der Wille dazu da ist. Dieser Krieg muss diplomatisch beendet werden, um eine nukleare Katastrophe zu verhindern. Kein Schutzschild und kein Panzer können diese Gefahr abwenden. Da hilft auch keine ABC-Einheit der Bundeswehr. Es ist eine fatale Illusion, zu glauben, in einem Atomkrieg gäbe es einen irgendwie gearteten Schutz und man könne sich darauf „vorbereiten“. Noch nicht einmal medizinische Hilfe wäre bei einer massiven atomaren Verstrahlung möglich! Wir Ärzt*innen werden in einem Atomkrieg nicht helfen können!“, schließt Rippel-Lau.


Kontakt:
Lara-Marie Krauße, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030 698 074 15, E-Mail: krausse[at]ippnw.de 

zurück

IPPNW-Forum 173

Ausgabe März 2023 | Ein Jahr Ukrainekrieg: Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt!
PDF  |  auf issuu lesen

Hintergrundinformationen

Ärzt*innen warnen vor dem Atomkrieg
Papier über die humanitären Folgen eines Atomkrieges sowie eines kon­ventionellen Krieges in der Ukraine. PDF Download | Im Shop bestellen

Waffenstillstand und Frieden für die Ukraine
IPPNW-Papier: Überblick über bestehende Vorschläge und mögliche Schritte, den Krieg in der Ukraine durch Diplomatie statt durch Waffen zu beenden, 5. überarbeitet Auflage, Sept. 2023

"Schmutzige Bombe"
IPPNW-Information zu radiologischen Dispersionwaffen

Hyperschallkriege
Recherche von Ralph Urban zum neuen Wettrüsten mit Hyperschallwaffen (Forum 169/2022)

Risiko eines Atomkriegs aus Versehen
Mehr unter: atomkrieg-aus-versehen.de

Vertragsentwürfe zu Sicherheitsgarantien
Das russische Außenministerium hat am 17. Dezember 2021 Vertragsentwürfe für gegenseitige Sicherheitsgarantien zwischen Russland und der NATO sowie zwischen Russland und den USA vorgelegt. Das Ostinstitut Wismar hat die russischen Vertragsentwürfe in einer inoffiziellen deutschen Übersetzung veröffentlich. Die Antwort der NATO an Russland wurde bisher nicht veröffentlicht.

Ansprechpartnerin

Angelika Wilmen

Angelika Wilmen
Referentin für Friedenspolitik
Tel. 030 / 698074 - 13
Email: wilmen[at]ippnw.de

Materialien


Krieg in der Ukraine - Frieden in Europa nur mit ziviler Konfliktbearbeitung

pdf Datei | Im Shop bestellen


Ukraine - Frieden in Europa nur mit Russland
pdf Datei

Navigation