Zum Ende der Olympiade

Abschluss der Kampagne “Tokyo 2020 – The Radioactive Olympics”

Die Olympischen Sommerspiele von Tokio haben, trotz aller Proteste, ein Jahr verspätet stattgefunden und liegen hinter uns – zehn Jahre nach der Katastrophe, die das Land im März 2011 erschüttert hat – Erdbeben, Tsunami und der dreifache Super-GAU in Fukushima.

Mit dem Ende der Paralympics kommt somit auch unsere zweijährige Kampagne „Tokyo 2020 – The Radioactive Olympics“, zum Abschluss. Gemeinsam haben wir vieles erreicht: Wir haben das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die japanische Regierung aufgerufen, die Austragung der Baseball- und Softballspiele in Fukushima-City und den Fackellauf in den verstrahlten Gebieten der Präfektur Fukushima abzusagen. Damit konnten wir die bis heute dramatische Situation der Betroffenen in Japan einer internationalen Öffentlichkeit sichtbar machen. Auch konnten wir den Deutschen Olympischen Sportbund zu den Folgen von Fukushima und dem Schicksal der Menschen vor Ort informieren. Auch die Überlebenden des Atombombenabwurfs auf Hiroshima protestierten beim IOC, als Präsident Bach es ablehnte, eine Schweigeminute am Hiroshima-Tag einlegen zu lassen.
Das und mehr erfahren Sie in diesem Abschluss-Newsletter. Leiten Sie es gerne weiter!

Die japanische Regierung hat die Spiele zu den „Spielen des Wiederaufbaus“ erklärt – ein Versuch, der Weltöffentlichkeit Normalität in den verstrahlten Regionen vorzuspiegeln. Aber Normalität existiert für die Menschen vor Ort bis heute nicht.

Antiatomarbeit trotz Pandemie

Kernanliegen unserer Kampagne war die Solidarität mit der von der Radioaktivität betroffenen japanischen Bevölkerung.
Es macht Mut, dass aufgrund von Bürgerprotesten und Gerichtsverfahren in Japan momentan nur neun AKWs in Betrieb sind – gegenüber ehemals 54 Reaktoren. Aber auch in Japan verfängt die Lüge, dass Atomenergie eine Antwort auf die Klimakrise sei: Die Regierung plant weitere Atomreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen.
Auch bei der ab 2022 beginnenden Verklappung des radioaktiven Kühlwassers aus den havarierten Reaktoren wird die davon ausgehende Gesundheitsgefahr von der Regierung geleugnet und der Bruch internationaler Verträge zum Meeresschutz bewusst in Kauf genommen.

Unsere Kampagne hat sich international wie national vernetzen können – unsere mehrsprachigen Newsletter, Webseiten und Flyer haben dazu beigetragen. Die über die Kampagne geknüpften Kontakte werden uns zukünftig bei der Anti-Atom-Arbeit helfen.
Die gemeinsame, von einem internationalen Bündnis getragene Demonstration im Februar 2020 in Lausanne vor dem Sitz des IOCs war Ausdruck dieser Vernetzung.
Im März 2020 musste die Übergabe unserer Petition an die japanischen Botschaft in Berlin abgesagt werden – die Corona-Pandemie hatte Europa erreicht. Auch die olympischen Spiele wurden um ein Jahr verschoben.

Die Pandemie hat den öffentlichen Diskurs weltweit weitgehend bestimmt. Davon war die Medienberichterstattung über die Olympischen Spiele nicht ausgenommen. Angesichts steigender Infektionszahlen blieben die Spiele in Japan bis zuletzt selbst sehr umstritten.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der radioaktiven Verstrahlung in Fukushima waren nurmehr ein Nebenthema. Der zehnte Jahrestag der radioaktiven Katastrophe am 11. März 2021 verhalf uns zu größerer Resonanz: Im Rahmen unseres internationalen Symposiums zu Fukushima konnten wir den Zusammenhang zu den Olympischen Spielen öffentlichkeitswirksam herstellen.

Zum Start des Fackellaufs 2021 überreichte die IPPNW gemeinsam mit den deutschen Partner-Organisationen Sayonara Nukes Berlin und .ausgestrahlt am 24. März diesen Jahres unter dem Motto "Keine olympischen Spiele in verstrahlten Gebieten" 10.819 Unterschriften an die japanischen Botschaft – davon stammten zehn Prozent aus dem Ausland.

Nach weiterem Austausch mit dem Deutschen Olympischen Sportbund hat dieser unsere kritischen Informationsmaterialien zu den gesundheitlichen Folgen von Fukushima allen deutschen Athlet*innen des Olympiateams zur Verfügung gestellt. Ein schöner Erfolg für unsere gemeinsame Arbeit!

Spiele im Schatten des Atoms

In die öffentliche Kritik geriet das IOC zuletzt mit seinem Verhalten den japanischen Atombombenopfern gegenüber. IOC-Präsident Bach hatte es abgelehnt, anlässlich des Hiroshima-Gedenktages am 6. August eine Schweigeminute abzuhalten, um die der Bürgermeister von Hiroshima und die Überlebenden der Atombombenabwürfe gebeten hatten. Bachs Verhalten wurde darauf in der japanischen Öffentlichkeit als unolympisch gebrandmarkt.

Die Spiele schlossen so mit dem für uns als IPPNW zentralen Thema: Die furchtbaren Folgen des Einsatzes von Atombomben und die katastrophalen Auswirkungen eines Atomunfalls sind zwei Seiten derselben menschengefährdenden Technologie. Beide prägen die Wirklichkeit Japans bis heute.

 

Wir bedanken uns bei allen, die unsere Kampagne unterstützt haben.


Dr. Alex Rosen
Dr. Jörg Schmid
Paul-Marie Manière

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