Medizinische Folgen eines Atomangriffs auf den Iran

Kurzfassung des PSR-Fact Sheet

Kurzfassung des PSR-Fact Sheet: «Medical Consequences of a Nuclear Attack on Iran» vom April 2006

Angesichts der sich häufenden Berichte über einen möglichen Einsatz von Atomwaffen durch die USA gegen den Iran, haben die PSR (Physicians for Social Responsibility, US-amerikanische Sektion der IPPNW) die Folgen eines nuklearen Angriffs auf die unterirdischen Atomanlagen in Isfahan und Natanz untersucht.

Die PSR legt diese Einschätzung vor, weil zwei Gegebenheiten zusammentreffen. Erstens wird befürchtet, dass die US-Counter-proliferation-Doktrin (Aktive Strategie gegen die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen), die insbesondere durch die Nuclear Posture Review von 2002 sowie den Nationalen Sicherheitsstrategien von 2002 und 2006 entwickelt wurde, im Falle Irans angewendet wird. Zweitens sind die Beziehungen zwischen dem Iran und den USA seit über einem viertel Jahrhundert von bitterer Feindseligkeit gekennzeichnet. Das Zusammentreffen beider Faktoren erhöht letztendlich die Wahrscheinlichkeit eines nuklearen Angriffs.

Für die Simulation des Angriffs wurde das vom US-amerikanischen Verteidigungsministerium entwickelte Computer-Programm HPAC (Hazard Prediction and Assessment Capability) benutzt. Dies wurde zur Vorhersage der Verbreitung und den Auswirkungen gefährlicher Substanzen in der Atmosphäre nach einer Explosion im Kampfgebiet entwickelt. Zur Berechnung werden unter anderem Bevölkerungserhebungen, historische und aktuelle Wetter- sowie geographische Daten herangezogen.

Beide Atomanlagen (Isfahan und Natanz) werden in dem simulierten Angriff mit je drei B61-11 erdpenetrierenden Nuklearwaffen mit einer Sprengkraft von je 340 kt angegriffen. (Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe besaß eine Ladung von ca. 13 kt von der aber nur ein Bruchteil zur Spaltung kam) Innerhalb der folgenden 48 Stunden käme es zu einem radioaktiven Niederschlag der weite Teile Irans und fast ganz Afghanistan bedecken und sich weiter in Richtung Pakistan und Indien ausbreiten würde. Aufgrund des durch die Explosion herausgeschleuderten zusätzlichen radioaktiven Staubes und Schutts wäre die radioaktive Verseuchung einer sich "eingrabenden" Waffe vom Typ B61-11 schlimmer als von einer Oberflächenexplosion.

Im unmittelbaren Zielbereich würden in den ersten 48 Stunden schätzungsweise 2,6 Millionen Menschen sterben. Rund zwei drittel davon würde die Strahlung töten. Mehr als eine Million Menschen würden unmittelbare Verletzungen wie Hitze- und Blitzverbrennungen, Strahlungserkrankungen, gebrochene Gliedmaßen, Fleischwunden, Erblindungen, Druckverletzungen, geplatzte Trommelfelle und andere Traumata erleiden. In der weiteren Region würden mehr als 10,5 Millionen Menschen den Folgen eines erheblichen radioaktiven Niederschlags ausgesetzt sein. Dies kann zu Strahlungskrankheiten, einer beträchtlichen Steigerung von Krebsfällen, genetischen Defekten in zukünftigen Generationen, einer hohen Rate von Tot- und Fehlgeburten, bösartiger Tumorenbildung und Schilddrüsenunterfunktionen führen.

Der Großteil der medizinischen Einrichtungen in der Nähe der Zielorte würde zerstört oder innerhalb der radioaktiven "heißen Zone" liegen und somit unbrauchbar sein. Es würde eine erhebliche Menge vermeidbarer Todesfällen anfallen, weil die medizinische Versorgung nach einem Angriff kaum noch geleistet werden kann. Die Verkehrsinfrastruktur und die Kommunikationsmittel in der Region wären weitgehend zerstört, was wiederum die schnelle Information und Evakuierung der Menschen erschwert . Zudem würden viele der betroffenen Menschen psychologische Traumas erleiden, was die negativen gesundheitlichen Folgen eines solchen Angriffs weiter erhöht.

Die Gesundheit- und Unweltschäden eines atomaren Angriffs auf den Iran wären entsetzlich. Weite Teile Südasiens wären für Generationen betroffen. Die verheerenden Auswirkungen eines konventionellen Angriffs auf den Iran (ORG Studie) wären durch einen atomaren Angriff um ein vielfaches erhöht. Dieses Szenario darf niemals Wirklichkeit werden!

Munir Lada´a

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