"Jahrelang war das Drama in Kosovo vorhersehbar. Jahrelang bestand die Chance, den gemäßigten Albanerführer Rugova zu unterstützen und dessen Entmachtung durch die UCK zu verhindern. Die Friedensbewegung hatte gewarnt und gemahnt. Aber nichts ist geschehen. Die geschwächte UNO war nicht zur Stelle. Der Westen hat sich nicht gerührt, solange noch Aussicht bestand, eine pazifizierende vorbeugende Krisenintervention zu betreiben. Die Forderung der Friedensbewegung nach Einrichtung von unabhängigen Konfliktberatungsgruppen unter UNO-Mandat blieb ohnehin ungehört. Kein Medieninteresse fanden die Vorschläge der Friedensgruppen. Aber jetzt, da die Nato mit ihren Luftschlägen- was zu befürchten war - die Grausamkeiten im Kosovo in unerträglichem Maße verschärft, statt sie zu stoppen, jetzt plötzlich heißt es: wo bleiben denn die Pazifisten?" (Horst-Eberhard Richter: "Warum der Pazifismus nicht tot ist", in IPPNW-Forum, Heft 56, April 1999)
April: Anlässlich des Tschernobyl-Tages wird eine großformatige Anzeige "Ärzte warnen vor der Atomindustire - ein offener Brief an die Vorsitzenden der Energie-Versorgungs-Unternehmen und Siemens" in der Süddeutschen Zeitung, der Franfurter Rundschau und der taz geschaltet. Fast 900 ÄrztInnen unterzeichnen den Brief und spenden über 77.000 DM.
Unter dem Motto "Krieg schafft keinen Frieden" organisiert die IPPNW eine Kampagne gegen die Bombardierung Jugoslawiens. Ziel ist es, über die Hintergründe des Krieges aufzuklären und konstruktive politische Vorschläge für die Beendigung des Krieges anzubieten.
Mai: Der Kongress Haager Friedensappell wird von 72 Organisationen organisiert, darunter der IPPNW. 8.000 TeilnehmerInnen versammeln sich aus aller Welt, um den 100. Geburtstag der Haager Friedens-Konferenz mitzufeiern. Dort wird der Haager Friedensappell verabschiedet.
Am Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges in Europa (8. Mai) demonstrieren in Berlin rund 10.000 Menschen gegen den Krieg in Jugoslawien. Für die IPPNW als Miteranstalterin spricht Horst-Eberhard Richter.
Am 28. Mai stirbt der Sudanese Aamir Ageeb auf einem Lufthansa-Flug, weil er zwangsweise mit Fesseln und Motorhelm auf dem Kopf abgeschoben werden soll. Die IPPNW interveniert mit Presseberichten und Briefen an Bundesinnenminister Schily gegen die gnadenlose Asyl- und Abschiebepolitik.
Juni: Die deutsche, schwedische und russische IPPNW-Sektion veranstalten zusammen mit anderen Organisationen des globalen Netzwerks "Abolition 2000" eine Konferenz in St. Petersburg "Nukleare Politik und Sicherheit an der Schwelle des 21. Jahrhunderts". Alexander Nikitin, dem von der russischen Regierung Landesverrat und Spionage vorgeworfen wird, hält eine Rede über die Umweltsituation bei der russischen Nordflotte. Die hier verabschiedete St. Petersburg Erklärung wird später auf der Staatskonferenz zum 100. Jahrestag der Haager Friedenskonferenz in St. Petersburg eingebracht.
November: Auf Initiative der IPPNW erscheint in einem breiten Bündnis von Umweltverbänden und -initiativen die Zeitung für den Atomausstieg. Inzwischen wurde die vierte Auflage gedruckt. Gesamtauflage: 1.000.000 Exemplare.
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