Die YouthMSP am zweiten Tag

Der heutige Tag war vor allem durch die YouthMSP geprägt, eine eintägige Konferenz parallel zur 3MSP mit dem Ziel sich mit jungen Aktivist*innen und Student*innen aus aller Welt auszutauschen, Perspektiven zu teilen und voneinander zu lernen. Die Veranstaltung wurde von Youth4TPNW organisiert, welche selbst eine Organisation von jungen Aktivist*innen ist, die das Engagement anderer junger Menschen bei den Staatenkonferenzen erweitern und Stimmen aus jüngeren Generationen hervorheben möchten. Der Vorsitzende von Youth4TPNW, Garrett Welch, eröffnete das Meeting mit einer informativen Rede zur aktuellen geopolitischen Situation und dem Stand der nuklearen Waffen weltweit, dessen Einsatzrisiko derzeit so hoch ist wie seit Zeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Hinzu kommt ein immer komplexeres Netz an Sicherheitsallianzen verschiedener Länder und nukleare Schutzschirme, sowie die Gefahren durch künstliche Intelligenz in Zusammenhang mit nuklearen Waffen. 

Als Hürden für Abrüstungsaktivismus wurden u.a. die Realitätsferne des Themas für viele Menschen, ein Gefühl von Machtlosigkeit und Ohnmacht in Zusammenhang mit Atomwaffen und signifikante Hindernisse zu Aktivismus durch finanzielle Aspekte und strukturelle Ungleichheiten zwischen verschiedenen Regionen der Welt genannt, wie beispielsweise der Umstand, dass einige Studierende aufgrund von Visaproblemen nicht persönlich an der YouthMSP teilnehmen konnten. Umso wichtiger ist es, dass wir uns als junge Generation vernetzen, eine inklusive internationale Gemeinschaft kreieren und intersektionell arbeiten, indem wir auch überschneidende Themen betrachten, wie etwa Klimaaktivismus. Zusätzlich gab es eine gleichzeitige YouthMSP online für Aktivist*innen, die nicht persönlich teilnehmen konnten. 

Der anschließende Beitrag von Dr. Ira Helfand der IPPNW/PSR (Physicians for Social Responsibility), fokussierte sich vor allem auf die Emotionen im Aktivismus, hauptsächlich Ängste, Wut und Hoffnung. Dies ist wichtig, um selbst als individuelle Aktivist*innen mit den oft sehr schweren, konfrontierten Themen umgehen zu können. Aber auch, um die Bewegung als Ganzes zu verstehen und Strategien zu erarbeiten, diese zu vergrößern. Ein historischer Rückblick in die 80er-Jahre, in denen sich die Welt von Momenten mit großem nuklearen Eskalationsrisiko zum allseits bekannten Reagan-Gorbachev-Statement entwickelte, bei dem die beiden Politiker manifestierten, dass ein Atomkrieg weder gestartet werden darf noch gewonnen werden kann, zeigte einen Funken Hoffnung in der aktuellen geopolitischen Situation. Dies unterstreicht die große Bedeutung des Atomwaffenverbotsvertrages als Basis für Abrüstungsverhandlungen, aber auch als allgemein positives Beispiel wie Staaten auch in anderen Krisen wie Klimawandel und Pandemien erfolgreich miteinander kollaborieren sollten. 

Nach den morgendlichen Reden, hatten wir die Ehre den Bericht einer Hibakusha anzuhören, was uns alle sehr bewegte. Besonders bewunderten wir die Beharrlichkeit und Ausdauer eine ganze Lebenszeit dem Aktivismus gegen Atomwaffen zu widmen. Uns ist sehr bewusst, dass mit dem diesjährigen 80. jährigen Jahrestag der Atomwaffeneinsätze auf Hiroshima und Nagasaki, wir eine der letzen Generationen sind, die die Hibakusha persönlich treffen dürfen, was gliechzeitig auch bedeutet, dass wir die Verantwortung tragen diesen Aktivismus weiterzuführen und Überlebendenberichte auf eine respektvolle Art und Weise weiterzuerzählen. In der später folgenden Q&A Session wurde auch diskutiert wie diese Kommunikation am effektivsten gestalten könnten ohne die emotionalen Aspekte des Themas zu verlieren. 

Außerdem hörten wir von einer Überlebenden der Atomwaffentests in Semipalatinsk, Qasaqstan, die nicht nur gegen Atomwaffen und deren Tests aktiv ist, sondern sich auch für die Rechte von Menschen mit Behinderung einsetzt, was durch die gesundheitlichen Konsequenzen von Atomwaffen oft Hand in Hand geht. Diesen Berichten zuzuhören war äußerst bewegend und emotional und wir bewundern die Arbeit dieser Aktivist*innen sehr. 

Zudem hörten wir von Miyuki Horiguchi von Soka Gakkai Internationel und Benetick Kabua Maddison, der ein Teil der von Atomwaffentests betroffenen Bevölkerung der Marshallinseln ist. Darüber hinaus bekamen wir eine Vorstellung des UN Office of Disarmament Affairs von Vanda Proskova, die auch die wichtige Rolle von jungen Aktivist*innen ansprach und dabei auf die UN Resolution 2250 verwies, welche an die Mitgliedsstaaten zur Inklusion von mehr jungen Stimmen appelliert. 

Der Nachmittag war durch Workshops gestaltet, wo wir eine Session zu den Nuclear Truth Project Protokollen mit Pam Kingfisher besuchten. Darüber hinaus nahmen wir an einem Side Event von ICAN France teil, bei dem der aktuelle Stand der humanitären und ökologischen Folgen von französischen Atomwaffentests in Algerien besprochen wurde. 

Zur gleichen Zeit leitete die IPPNW Programmdirektorin MollyMcGinty in der Harvard Medical School eine Veranstaltung, um die IPPNW bei Ärzt*innen vorzustellen und somit das Netzwerk zu erweitern, was eine sehr positive Resonanz erhielt. 

Abends durfen wir bei der Preisverleihung des Nuclear-Free Future Awards dabei sein. In diesem Jahr wurden S.P. Udayakumar, Klee Benally, Edwick Mazimure, Márcia Gomes de Oliveira und Norbert Suchanek sowie Joana Macy für ihr außergewöhnliches Engagement gegen Uranabbau, Atomkraftwerke und Atomwaffen geehrt. 

Zusammenfassend hatten wir einen erfolgreichen Tag auf der 3MSP, welcher vor allem die Vernetzung mit anderne jungen Aktivist*innen begünstigte und uns trotz der politischen Umstände hoffnungsvoll und mit einem Gemeinschaftsgefühl, Zusammenhalt und großer Motivation in die Zukunft blicken lässt. Trotzdem beschäftigte es uns sehr, dass die deutsche Delegation bei dieser 3MSP nicht wie auf der letzten 2 MSP als Observer State anwesend ist.

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