Aus Anlass des zweiten Jahrestages des Atomwaffenverbotsvertrages hatte das Aktionsbündnis “Keine Atombomben rund um Aachen“, zu dem auch die IPPNW Aachen gehört, die Aachener Bevölkerung in den Elisenbrunnen eingeladen. Der Elisenbrunnen ist eines der zentralen repräsentativen Gebäude Aachens, eine offene Wandelhalle, Anfang des 19. Jahrhunderts von Schinkel erbaut.
Das Aktionsbündnis “Keine Atombomben rund um Aachen“, bei dem die IPPNW Regionalgruppe Aachen aktives Mitglied ist, hatte am 22.01.2021 der Stadt- und der Städteregion Aachen eine Flagge der Mayors for Peace geschenkt mit dem Ansinnen, sie in Zukunft am Flaggentag und Hiroshima Tag zu hissen. Aachen und die Städteregion sind seit 1986 Mitglieder der MfP, aber das hatten bisher die Aachener Bürger*innen nicht bemerkt.
Dieses Jahr wurde die Flagge nun zum zweiten Mal gehisst. Aus diesem Anlass hatten wir zu einer Veranstaltung mit Musik und Wortbeiträgen geladen und Oberbürgermeisterin Keupen und Städteregionsrat Grüttemeier um ein Grußwort gebeten. Sie wurden von Bürgermeisterin Hilde Scheidt und der stellvertretenden Städteregionsrätin Elisabeth Paul vertreten.
Frau Scheidt meinte, dass die Menschen aktuell im Zwiespalt seien und der Wunsch nach Atomwaffen sehr präsent sei. Aufgabe der Friedensbewegung sei es aufzuklären, dass Atomwaffen keine Lösung sind: "Es kann keinen Frieden mit Waffen geben." Auch Frau Paul meinte, dass der Diskurs konstruktiv geführt werden müsste. Alle Gemeinden der Städteregion stünden voll und ganz hinter dem ICAN Städteappell. Der Atomwaffenverbotsvertrag sei ein Hoffnungsschimmer für weltweiten Frieden.
Als Gastredner hatten wir den Superintendenten Pfarrer Bruckhoff vom Evangelischen Kirchenkreis Aachen, Wilfried Duisberg ,IPPNW Mitglied Aachen und Ludo de Brabander, Sprecher der belgischen Friedensorganisation Vrede, eingeladen. Pfarrer Bruckhoff forderte einen Perspektivwechsel von Politik und Gesellschaft von den Waffen hin zum Willen zum Frieden. Besseres Verstehen des Gegners bedeute nicht automatisch Verständnis für sein Handeln, aber um dieses Verstehen müsse man sich bemühen. Er zitierte Dietrich Bonhoeffer, dass nicht Verteidigung Mut bedeute, Frieden zu wollen erfordere Mut.
Wilfried Duisberg analysierte die Nukleare Teilhabe und bezeichnete sie als atomkriegstechnischen Blödsinn, absoluten Blödsinn aber für unsere Euregio mit drei US-Atomwaffenstützpunkten in 60-80 km Entfernung sogar tödlich. Der gegnerische Befehlshaber wisse um diese Stützpunkte und würde danach trachte,n diese Standorte noch vor der ersten Triebwerkszündung eines NATO-Bombers anzugreifen und lokal alles Leben zerstören. Wilfried Duisberg forderte Bundeskanzler Scholz auf, die "Nukleare Teilhabe" Deutschlands zu beenden, wie es Griechenland und Kanada schon vor langer Zeit getan haben, ohne dafür minderwertiges Mitglied in der NATO zu werden, genauso wenig wie die 22 NATO-Staaten, die atomwaffenfrei sind.
Ludo de Brabander forderte die Regierungen der NATO-Staaten auf, offen mit der Tatsache der Atomwaffenstützpunkte in ihren Ländern umzugehen. Es müsse eine breite Diskussion zu diesem Thema in Politik und Gesellschaft geben und nicht einen halbgeheimen Beschluss. Bisher habe kein Land sein Arsenal an US-Atomwaffen offen gegenüber seinen Bürger*innen zugegeben. Die europäische Friedensbewegung müsse sich mehr verbünden und ein atomwaffenfreies Europa mit Einbezug Russlands fordern nach dem Beispiel Lateinamerikas.
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von der Sun Lane Ltd. Jazzband Aachen.
Alles in allem war es eine hochkarätige und stimmungsvolle Veranstaltung, für die wir uns mehr Zuschauer gewünscht hätten. Wir haben deshalb zum Schluss den Vertreterinnen von Stadt und Städteregion unsere Wünsche vorgetragen: intensivere Zusammenarbeit von Stadt und Städteregion mit dem Mayors-for-Peace-Büro, eine*n offizielle*n Beauftragte*n für diese Zusammenarbeit, zukünftige Einladung zum Flaggentag der Bürger*innen und Friedensgruppen Aachens durch die Oberbürgermeisterin und den Städteregionsrat, um diesem Gedenktag eine angemessene Wertung zukommen zu lassen.
Odette Klepper
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