1990

IPPNW-Chronik

Der 1. Band der IPPNW-Studienreihe "Naturzerstörung: Die Quelle der künftigen Kriege" von Till Bastian wird veröffentlicht.

Januar: In Berlin treffen sich IPPNW-RepräsentantInnen aus 22 europäischen Staaten und beraten die neue politische Situation nach dem Fall der Berliner Mauer. Sie geben eine "Berliner Erklärung" aus.

März: IPPNW-ÄrztInnen fordern den "Ausstieg aus der Atomenergie" auf einem öffentlichen Kongress der IPPNW in Kiel. Eine "Kieler Erklärung" wird von den TeilnehmerInnen verabschiedet.

April: 2. Mitteleuropäisches Studierendentreffen der IPPNW in Pecs/Ungarn. 60 Studierenden aus ganz Europa nehmen teil. Thema sind "Die psychologische Auswirkung der nuklearen Bedrohung".

Mai: Zusammen mit der kasachischen Basisbewegung "Nevada-Semipalatinsk" organisiert die internationale IPPNW einen internationalen Kongress für einen Atomteststopp in Alma-Ata (später Almaty)/UdSSR. Die Bewegung hatte zeitweise über zwei Millionen Mitglieder. Sie erreichte, dass die Sowjetunion nicht mehr in Semipalatinsk/Kasachstan atomar testete.

Die Tagung "Psychologische Abrüstung und Friedenserziehung" der IPPNW findet in Berlin statt. ÄrztInnen, PsychologInnen und LehrerInnen aus beiden Teilen Deutschlands nehmen daran teil.

Juni: In der DDR wird die erste Mitgliederversammlung von den unabhängigen Gruppen und kritischen Einzelnen erzwungen. In einer Kampfabstimmung wird die SED-hörige Sektionsleitung abgewählt. Der neue Vorstand setzt sich aus bisher unterdrückten MitgliederInnen zusammen, zum Vorsitzenden wird Prof. Dr. Jens Reich gewählt. Gleichzeitig wird eine Satzungsänderung beschlossen, durch die eine Themenerweiterung im Verein "Ärzte in sozialer Verantwortung - IPPNW-Sektion der DDR" möglich wird. Allerdings arbeitet das alte Sekretariat mit Dr. Niemann (Sekretär der offiziellen DDR-Sektion) noch über diesen Zeitpunkt hinaus weiter, so dass ein Großteil der Unterlagen über die IPPNW in der DDR entfernt werden können. Vom neuen Vorstand werden die ca. 8.000 nominellen MitgliederInnen angeschrieben und um Mitteilung gebeten, ob sie Mitglied bleiben wollen. Ca. 400 positive Rückantworten gehen ein.

Juli/August: Mit dem Fahrrad um die Ostsee fahren Studierendengruppen der IPPNW-Anrainer-Sektionen auf der Baltic Bicycle Tour 1990. Sie machen auf die atomare Bedrohung, die von den atomgetriebenen Schiffen in der Ostsee ausgehen, und auf die Umweltverschmutzung aufmerksam.

August: In der "Basilica San Francesco" in Assisi wird das IPPNW-Hiroshima-Konzert "Die Schöpfung" von Joseph Haydn aufgeführt. Verschiedene Fernsehanstalten des In- und Auslands zeichnen die Aufführung in der überfüllten Basilica auf. Die Rezension der Aufführung nimmt in der Presse großen Raum ein.

Die Vorstände der beiden deutschen Sektionen treffen sich regelmäßig, um über die Modalitäten des Zusammenschlusses zu diskutieren.

September:
Die Nevada-Semipalatinsk-Moruroa-Bewegung aus Kasachstan/UdSSR rufen eine "World Antinuclear Alliance of Citizens and Legislators" ins Leben, um ein nuklearfreies 21. Jahrhundert aufzubauen.

Das 5. europäische IPPNW-Symposium wird in Coventry, England von der Medizinische Kampagne gegen Atomwaffen (GB-Sektion der IPPNW) 50 Jahre nach der Bombardierung von Coventry organisiert. Es versammeln sich IPPNW-ÄrztInnen aus dem Osten und Westen Europas, um über das neue Denken in Europa und über Gesundheit und Sicherheit im Jahre 2000 zu beraten.

Oktober:
Der Öffentlicher Kongress der IPPNW "Überleben?" zur Verhinderung des Atomkrieges findet in Bonn mit Grußwort von Rita Süssmuth, Bundestagspräsidentin, und Referaten von u.a. Bernard Lown und Mikhail Kuzin, Ernst-Ulrich von Weizsäcker, Ted Taylor, Bärbel Bohley und Johan Galtung statt. Insgesamt 93 ReferentInnen.

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