IPPNW-Pressemitteilung vom 14.4.2010

Unser Rezept gegen Atomterrorismus: der Atomausstieg

Ärzte kritisieren Ergebnisse des Atomgipfels in Washington

14.04.2010 Die Ärzteorganisation IPPNW kritisiert den vermeintlichen Erfolg des Atomgipfels in Washington. „Die zivile Nutzung der Atomenergie blockiert jegliche atomare Abrüstung. Jedes neue Atomkraftwerk erhöht die Menge an nuklearem Material, das abgebaut, weiterverarbeitet, gehandelt, transportiert und gelagert wird. Auf jeder Stufe besteht die Gefahr, dass Material für eine schmutzige Bombe abgezweigt wird. Einen wirklichen Schutz bietet nur der schnellstmögliche Ausstieg aus der Atomenergie,“ sagt Angelika Claußen, Vorsitzende der IPPNW.

Die Ressource Uran wird zukünftig immer knapper und teurer. Auch die Nutzung von Mox-Brennelementen (Mischoxid aus Uran und Plutonium), die nur unter Verwendung der Wiederaufarbeitung hergestellt werden können, birgt nach Ansicht der IPPNW große Gefahren. Mehr weltweite Wiederaufarbeitung inklusive der damit verbundenen Verarbeitung, Lagerung sowie dem Handel und Transport von reaktorfähigem Plutonium würde die Möglichkeiten, an atomwaffenfähiges Material zu gelangen, vervielfachen.

Auch bei strengen Sicherheitsvorkehrungen lassen sich in einer modernen Wiederaufbereitungsanlage zwar sichere Aussagen über den Verbleib von 99 Prozent des Plutonium-Bestandes treffen. Dennoch kann aus verfahrenstechnischen Gründen etwa ein Prozent des Plutoniums nicht genau bestimmt werden und gilt offiziell als »Material Unaccounted For« (MUF). Eine gravierende Sicherheitslücke: Das potentielle MUF der hochmodernen Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho Mura in Japan wird nach Aussagen britischer Experten auf ca. 50 Kilogramm Plutonium pro Jahr geschätzt - genug Stoff für etwa sechs bis acht Atomwaffen. Daher reicht es nicht, die Herstellung von Plutonium für Waffenzwecke zu beenden. Dieser lebensgefährliche Stoff darf auch im zivilen Sektor nicht mehr produziert werden.

Die IPPNW kritisiert darüber hinaus den mangelhaften Schutz vieler Atomkraftwerke vor terroristischen Angriffen: Abgesehen vom völlig unzureichenden Schutz gegen die viel diskutierten terroristischen Flugzeugabstürze kann jedes Atomkraftwerk durch gezielte Sprengungen oder Beschuss zum Katastrophenreaktor werden. Eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke würde dieses Risiko noch auf Jahre fortschreiben.

Pressekontakt: Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung, Körtestr. 10, 10967 Berlin, www.ippnw.de, Angelika Wilmen, Pressesprecherin, Tel. 030 / 69 80 74 – 15, Mail: wilmen[at]ippnw.de

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