Aiming for prevention

IPPNW-Kleinwaffenkampagne

In den vergangenen Jahren sind Verletzungen durch Schusswaffen als medizinisches und volkswirtschaftliches Problem mehr und mehr in das Bewusstsein der weltweiten medizinischen Öffentlichkeit gerückt. Die WHO hat 1996 Gewalt als eines der führenden weltweiten Gesundheitsprobleme bezeichnet und die medizinische Öffentlichkeit aufgerufen, sich aktiv an der Erforschung und Bekämpfung der Ursachen für Gewalt zu beteiligen. Aus dem in diesem Zusammenhang verabschiedeten "Programme of Action" gingen 2001 der Bericht "Small Arms and Global Health" sowie 2002 der "World Report of Violence" hervor.

Im Jahre 2000 sind nach Schätzungen der WHO weltweit rund 520.000 Menschen durch Akte interpersoneller Gewalt getötet worden, weitere 310.000 starben in kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Altersgruppe der 15-29jährigen Männer ist mit 19,4 pro 100.000 am stärksten betroffen. In dieser Altersgruppe lag die Mordrate 1995 in Kolumbien bei 84,4 pro 100.000, in El Salvador bei 50,2 pro 100.000, 1998 in den USA bei 11 pro 100.000 und 1999 in Deutschland bei 0,8 pro 100.000. Männer sind dabei weitaus häufiger betroffen als Frauen.

Während in Afrika und Amerika die Rate an Morden die Suizidrate um ein Dreifaches übersteigt, kommen in Europa, Südostasien und dem Westpazifik auf jeden Mord im Mittel zwei Suizide. An diesen Todesraten haben Schusswaffen einen großen Anteil. Nach Schätzungen des Small Arms Survey gibt es weltweit mindestens 639 Millionen Feuerwaffen. Die Verbreitung und der häufige Einsatz von Feuerwaffen, in der internationalen Literatur auch als Small Arms and Light Weapons bezeichnet, hat im vergangenen Jahrzehnt zunehmend für Beunruhigung gesorgt. Von den Vereinten Nationen werden Small Arms and Light Weapons als Waffen definiert, die primär von einer Person ("Small Arms") oder einer Kleingruppe von 1-3 Personen ("Light Weapons") zu bedienen sind. Dazu gehören neben Pistolen und Gewehren auch tragbare Granat- und Raketenwerfer, Maschinenpistolen und tragbare Maschinengewehre, Handgranaten sowie Munition. Insbesondere in Entwicklungsländern ist die Verbreitung von Kleinwaffen ein wichtiger Grund für politische und ökonomische Instabilität. 

Trotz ihrer großen Bedeutung für die internationale Medizin sind verlässliche Daten über die Verbreitung und medizinische Bedeutung von Kleinwaffen rar. Vorhandene Datenquellen gehen von zigtausend Toten jährlich aus, während eine noch weitaus höhere Zahl von Verletzten mit bleibenden physischen oder psychischen Schäden umgehen muss. Auf jeden Schusswaffentoten kommen im Schnitt drei Schusswaffenverletzte. Gerade für stark unterfinanzierte Gesundheitssysteme sind Schusswaffenverletzungen ein massives Problem, da ihre Behandlung oft ein vielfaches dessen kostet, was die Behandlung übriger, lokal endemischer Erkrankungen kostet und so Gelder für die Behandlung von z.B. Tuberkulose, HIV oder Malaria fehlen.

Auf der "Aiming for Prevention" Konferenz 2001 in Helsinki wurde das Problem dieser “wahren” Massenvernichtungswaffen thematisiert und es entstand die IPPNW-Kleinwaffenkampagne unter der Leitung von Maria Valenti im Central Office. Zusammen mit anderen Organisationen wie Oxfam wurde das "International Action Network on Small Arms gegründet (IANSA)", das seither die Bestrebungen zur Einführung international verbindlicher Richtlinien zum Waffenhandel ("Arms trade treaty") vorantreibt. Die IPPNW unterstützt verschiedene Initiativen zum Kleinwaffenproblem. Auf dem afrikanischen Kontinent ist das Thema Kleinwaffen neben Armut und HIV das dominierende Thema der IPPNW-Arbeit, besonders in Nigeria, Sambia, D.R. Kongo, Uganda und Kenia.

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