Als ich mich bei IPPNW für das Programm „Famulieren & Engagieren“ bewarb, dachte ich zunächst nicht daran, dass ich meinen Sommer in Japan verbringen würde. Als ich glücklicherweise zu dem Auswahltag in Berlin eingeladen wurde, entschied ich mich spontan an dem Tag, Japan als mein Wunschland anzugeben. Umso größer war dann meine Freunde, als ich noch am selben Abend die Zusage bekam. Ich konnte es kaum fassen. Der Kontakt mit JPPNW (die japanische Zweigstelle der IPPNW) wurde sehr schnell aufgebaut und ich hatte von Beginn an einen regen Emailaustausch mit einer sehr netten Mitarbeiterin der JPPNW Geschäftsstelle in Hiroshima. Da schon die erste Kontaktaufnahme so reibungslos verlief und jede Frage von mir schnell und gewissenhaft beantwortet wurde, hatte ich von Beginn an das Gefühl, dass nichts schief laufen würde. Darum wuchs meine Vorfreude mit jedem Tag.
Der Tag der Abreise kam für mich schneller als gedacht. Und auch wenn die Vorfreude überhand hatte, so schwang doch ein leichtes Gefühl der Aufregung und Unsicherheit während meines Fluges mit. Wie werde ich mich verständigen? Finde ich gleich den Bus, der mich in die Stadt bringen soll? Komme ich mit der Hitze zurecht? Aus meiner Reiseerfahrung in fremde Länder war mir eigentlich klar, dass all diese Fragen unnötig waren. Erstens konnte ich nichts daran ändern und zweitens hatte bisher immer alles überall geklappt. Ich muss zugeben, dass ich bei meiner Ankunft in Japan zwar direkt einen Bus fand, jedoch den falschen. Dadurch wurde mir auch die Frage bezüglich der Verständigung beantwortet: auch wenn viele Menschen die ich traf nur wenig Englisch konnten, versuchten sie mich so gut wie möglich zu verstehen und halfen mir immer weiter. Das war eine Erfahrung die ich in Japan noch öfter machte. Die auffallende Gastfreundschaft und die stetige Mühe weiterzuhelfen, bescherten mir einen sehr angenehmen Aufenthalt und ich fühlte mich durchgehend wohl.
Meine Zeit in Japan war so geplant, dass ich zunächst mit dem hinteren Teil von „f&e“ begann, nämlich dem Engagieren. Bei mir war dies etwas anders gestaltet und bestand nicht darin, dass ich mich direkt in einem Projekt engagierte, sondern ich nahm an einem Sommerkurs der Hiroshima City University teil. Dieser trug den Namen „Hiroshima & Peace“ und ging zehn Tage lang. Dabei nahm man mit 15 weiteren internationalen und 15 japanischen Studenten an verschiedenen Vorträgen und Ausflügen teil. Für mich persönlich war dies eine bereichernde Erfahrung. Zum einen war der Austausch mit verschiedenen Studenten aus den unterschiedlichsten Ländern sehr interessant. Zum anderen lernte ich von den Professoren mehr über geschichtliche Zusammenhänge vor allem im asiatischen Raum, und es wurde einiges über Atomwaffen gelehrt. In diesem Kontext erarbeitet man als Gruppe am Ende eine kleine Präsentation über die Definition von Frieden und Faktoren, die als friedensfördernd gesehen werden können.
Während dieser Zeit lebte ich in einer japanischen Gastfamilie in der ich wahnsinnig herzlich aufgenommen wurde. Diese Erfahrung möchte ich auf keinen Fall missen, denn ich hatte das Gefühl durch sie einen richtigen Einblick in die japanische Kultur zu bekommen. An den Wochenende unternahm ich mit meiner Gastfamilie oder anderen Studenten Ausflüge zu der nah gelegen Insel Miyajima oder wir gingen gemeinsam in die Stadt. Die japanischen Studenten waren immer bereit etwas zu unternehmen und halfen bei allen möglichen Fragen weiter. Zu der Zeit des Kurses fand in Hiroshima die Friedenszeremonie zum Jahrestag des Atombombenabwurfs am 06.08.1945 statt. An dieser Zeremonie durften wir auch teilnehmen, was für mich eine sehr eindrückliche und besondere Erfahrung war.
Nach dem zehntätigen Programm an der Universität, hatte ich elf Tage Zeit um ein wenig in Japan zu reisen, bevor meine Famulatur losging. Auch das war toll, denn so konnte ich neue Orte auf dieser großen Insel entdecken.
Für meine Famulatur hatte ich mir als Station die Anästhesie ausgesucht. Im Nachhinein war das eine durchaus gute Entscheidung, da sich mein japanisch sehr in Grenzen hielt, weshalb ich im stationären Bereich nicht so viel mit den Patienten hätte sprechen können. So war ich die meiste Zeit im OP und die Ärzte und Ärztinnen erklärten mir alles mögliche mit viel Geduld auf englisch. Praktisch durfte ich leider nicht besonders viel machen. Dafür profitierte ich aber von dem japanischen Unterrichtssystem, in dem Medizinstudenten ab dem fünften Jahr auf den verschiedenen Stationen rotieren. Teilweise konnte ich an ihrem Unterricht teilnehmen und bekam so einen rundum guten Eindruck von dem japanischen Krankenhaussystem.
Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich spontan Japan als mein Wunschland angegeben hatte, da es ein wahnsinnig interessantes Land ist. Zudem ist die Gastfreundschaft der Japaner kaum zu überbieten wodurch man sich stets willkommen fühlt.
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