01.12.2016 Es gibt einen Park in Sarajevo, der das Wohnviertel in dem ich vier Wochen verbracht habe mit der Innenstadt verbindet. Dieser Park ist gesäumt von Grabsteinen, kreuz und quer ragen sie wie schiefe Zähne aus der Erde, als hätten sie den Kampf gegen die Witterung verloren. Sie sind so eingebettet in das Geschehen, dass ich sie nicht bemerke, bis meine Mitbewohnerin mich darauf aufmerksam macht. Sie erzählt mir auch die Geschichte des Mannes der als Statue am Ende des Parks steht, als ich mich eines Abends erschrecke, weil ich ihn kurz mit einem lebendigen Menschen verwechsle. Ein paar Wochen später werde ich ihn in einem Video sehen, er ruft seinen Sohn, der sich im Wald versteckt hat, er solle hinunter kommen. Es sei sicher und sie würden Brot bekommen. In der nächsten Sequenz spricht seine Frau, die ihn auf dem Band identifiziert hat. Dieses Video ist das Letzte, was sie von ihrem Mann gesehen hat. Hinter seinem Mahnmal leuchtet die neue Shopping Mall.
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