12.04.2021 Morgen, am 13. April 2021, soll die japanische Regierung auf einer Kabinettssitzung die formale und endgültige Entscheidung über die Verklappung von radioaktiv kontaminiertem Wasser im Ozean treffen. Seit dem mehrfachen Super-GAU im März 2011 müssen die havarierten Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima kontinuierlich mit Wasser gekühlt werden. Dieses Wasser wird bisher zum Teil in Wassertanks auf dem Kraftwerksgelände gelagert und soll nun nach dem Willen der japanischen Regierung im Meer entsorgt werden. Die Ärzt*innenorganisation IPPNW warnt vor den Plänen der japanischen Regierung und kritisiert das Vorhaben stark.
„Anstatt auf die Vernunft und die Wissenschaft zu hören, will sich die japanische Regierung dafür entscheiden, radioaktiv kontaminiertes Wasser im Pazifik zu verklappen. Das ist ein Horrorszenario für Anwohner*innen und die Fischerei in der Region“, sagt IPPNW-Vorstandsmitglied und Kinderarzt Dr. Alex Rosen. Er bekräftigt damit sowohl die Kritik der Fischereiorganisation von Fukushima als auch die der Dachorganisation der japanischen Fischereigenossenschaften. Auch die koreanische und die chinesische Regierung äußerten ihre Besorgnis.
Ein sogenanntes Flüssigkeitsverarbeitungssystem (ALPS) soll das Wasser vor der Entsorgung reinigen. Gegen Radionuklide wie Tritium hilft das nicht. Diese Stoffe können von Fischen, Meeresfrüchten und Algen aufgenommen werden und so über die Nahrungskette ihren Weg in Restaurants und Supermärkte finden. Hinzu kommt, dass die Betreiberfirma TEPCO in der Vergangenheit immer wieder zugeben musste, über die Fähigkeiten ihrer Filtersysteme die Unwahrheit veröffentlicht zu haben. In angeblich gereinigten Wasserbehältern wurden deutlich erhöhte Werte von krebserregenden Stoffen wie Strontium-90 gefunden. „Das Wasser in den Ozean zu leiten, stellt ein unverantwortliches ökologisches und gesundheitliches Risiko dar. Selbst wenn die Filtersysteme irgendwann so arbeiten sollten, wie TEPCO behauptet, enthält das verseuchte Wasser immer noch das gesundheitsgefährdende Tritium“, betont Rosen.
Stattdessen wäre eine weitere, möglichst erdbebensichere Aufbewahrung an Land für einen Zeitraum von etwa 100 Jahren denkbar. Viele radioaktive Isotope würden in dieser Zeit durch ihren natürlichen Zerfall einiges an Gefährlichkeit einbüßen. Zusätzlich könnten bis dahin alternative technische Verfahren entwickelt werden, um das Wasser grundlegend zu dekontaminieren.
Zehn Jahre liegt die Atomkatastrophe von Fukushima zurück. Doch die Gefahr, die von der anhaltenden Radioaktivität ausgeht, ist weiter präsent. Die Ärzt*innenorganisation IPPNW hat die bisherigen Auswirkungen des mehrfachen Super-GAU auf die Umwelt und die Gesundheit der Menschen in der Region anhand der wichtigsten wissenschaftlichen Studien der letzten zehn Jahre analysiert und auf einer Fachtagung im Februar 2021 vorgestellt.
Alle Hintergrundinformationen dazu sowie Videomitschnitte der Fachtagung finden Sie hier: https://www.fukushima-disaster.de/deutsche-information.html
Kontakt:
Lara-Marie Krauße, krausse@ippnw.de, Tel. 030 698 074 15
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