Zukunft Energieautonomie

Von der Utopie zur Realität

 

Weltweit ist das Energieproblem zum Problem Nr.1 geworden. Es geht nicht nur um die Umwelt und das Weltklima. Es geht um die neuen Energiekriege für Erdöl und Erdgas, um zunehmende Armut in der Dritten Welt wegen zu hoher Energiekosten, um Atomenergie sowie alle anderen, von der atomar-fossilen Energiewirtschaft verursachten Probleme.

 

Gegen alle Vernunft

 

Warum setzen sie gegen alle Vernunft weiter auf die zu Ende gehenden atomar-fossilen Energien und unterdrücken im Verbund mit ihren fragwürdigen Helfern in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Finanzwelt und Medien die Entfaltung der erneuerbaren Energien? Sie tun es, weil es um die Sicherung bestehender wirtschaftlicher, politischer und militärischer Macht geht und um sehr viel Geld. Es geht um die Aufrechterhaltung zentraler Energiesysteme, die stärker sind als die meisten Nationalstaaten. Das Denken in Quartalen und kurzfristige hoher Rendite lassen "Nachhaltigkeit" zu einem Schlagwort fürs Marketing verkommen.

So wird auch die Renaissance der Atomenergie vorangetrieben, skrupellos, trotz endlichem Uran, trotz Unfall- und Terrorgefahr, trotz militärischer Proliferation. Werbeagenturen sind für die Gehirnwäsche der Bevölkerung zuständig.

 

Wir lassen uns von den Energieversorgungsunternehmen schon eine Menge gefallen. In Deutschland schauen wir zu, wie Atomkraftwerke trotz „Atomausstieg“ weiterlaufen, wie wir alle immer höhere Strom-, Öl- und Gaspreise zahlen müssen. Von Wettbewerb keine Spur, Verbraucher und Staat sind angeblich machtlos.

 

Aufbruchstimmung statt Depression

 

 

In Deutschland haben wir alle Voraussetzungen für die umfangreiche und schnelle Einführung der erneuerbaren Energien: eine umweltbewusste Bevölkerung, technikbegeisterte Tüftler, ungenutzte landwirtschaftliche Flächen z.B. in den neuen Bundesländern, mittelständische Unternehmen mit know-how in Forschung, Entwicklung und Produktion erneuerbarer Energieanlagen sowie schon erprobte Gesetze wie das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG), das jetzt sogar schon in China zur Anwendung kommt.

 

Was in unsere Köpfe muss

 

Und das ist das Problem. Der Mythos der Unverzichtbarkeit von zentralen Großkraftwerken zur Energiesicherung, von kontinentübergreifenden Überlandleitungen und Öl- oder Gaspipelines muss zerstört werden. Die Endlichkeit der Vorräte von Öl, Gas, Kohle und Uran innnerhalb dieses Jahrhunderts muss von allen Menschen begriffen werden. Rasch steigende Energiepreise werden dabei helfen. Die Energiewirtschaft wird aber weiterhin die notwendigen Konsequenzen mit ihrer Propaganda zu verhindern suchen, es sei denn, die Menschen wachen auf und betrachten erneuerbare Energien nicht weiter nur als ein nettes Hobby.

Es muss dringend was in unseren Köpfen passieren. Möglichst bald. Zugegeben, das Thema der dezentralen erneuerbaren Energieversorgung oder Energieautonomie erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Doch wir haben keine Wahl!

In der IPPNW haben wir uns Anfang der achtziger Jahre auch mühsam in die Atomwaffenproblematik einlesen und nach Tschernobyl lernen müssen, wie das mit der Radioaktivität funktioniert. Also werden wir auch jetzt nicht die Mühe scheuen, das für uns alle entscheidende Zukunftsthema konkret anzupacken, um uns und andere dafür zu begeistern. Im Thema Energieversorgung finden sich gebündelt alle anderen IPPNW-Themen wieder.

Von Jürgen Hölzinger



Mehr zum Thema:

1. www.sonnenseite.com (Webseite von Franz Alt)

2. www.eurosolar.org (Webseite von EUROSOLAR)

3. Hermann Scheer: Energieautonomie – Eine neue Politik für Erneuerbare Energien, 2006, Kunstmann Verlag, 19,90 €

Es gibt seit langem seriöse Studien zum vollständigen Ersatz atomar-fossiler Energien durch erneuerbare Energien bis zur Mitte dieses Jahrhunderts: für Frankreich (1975), die USA (1979), die EU (1997), genau so wie für Japan und Deutschland. Nur glauben das die meisten nicht. Energieautonomie ist das große Ziel. Das bedeutet weg von der bestehenden zentral organisierten atomar-fossilen Energieversorgung zu einem dezentralen Energiesystem auf der Grundlage erneuerbarer Energien. Wir wollen weder neue fossile Großkraftwerke für die nächsten 20 Jahre, noch Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke. Wir wollen keine Behinderung, sondern Umsetzung und Ausbau des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes in Deutschland. Erneuerbare Energien müssen dezentral verfügbar sein, breit gestreut, sonst haben wir wieder die gleichen monopolistischen Strukturen wie bisher. Strom, Treibstoff und Wärme werden wir uns vor Ort selbst herstellen und die Energie nicht mehr importieren müssen aus Russland, dem Nahen und Mittleren Osten, Nordafrika oder Amerika. Denn spätestens in 50 Jahren gibt es sie dort auch nicht mehr oder sie ist durch die Verknappung viel zu teuer geworden. Wir suchen in Deutschland immer nach Industrien und Arbeitsplätzen. Sind wir blind und sehen nicht unsere Chancen mit einer autonomen Energieindustrie auf Grundlage von Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme und Bioenergie?Als könnten die Chefs der globalen Energiekonzerne nicht zwei und zwei zusammen zählen: die geschätzten Energiereserven betragen bei Erdöl und Erdgas noch 50-70 Jahre, bei Kohle 170 Jahre, bei Uran 60 Jahre, wobei der steigende Verbrauch etwa von Indien und China noch nicht berücksichtigt ist. Bei weltweiter Verdoppelung des Energieverbrauches würden die Reserven also nur halb so lange reichen. Und dann? In den Vorstandsetagen wissen sie auch, dass nur die erneuerbaren Energien die Lösung sind und nicht ITER, der Märchen-Fusionsreaktor.

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Ansprechpartner


Patrick Schukalla
Referent Atomausstieg, Energiewende und Klima
E-Mail: schukalla[AT]ippnw.de

Tarifportal der Umweltverbände

Materialien

Titelfoto: Stephi Rosen
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