ATOM-Energie-Newsletter vom 15.11.2017
Liebe Leserinnen und Leser,
Ende 2017 soll in Gundremmingen der Reaktorblock B abgeschaltet werden. Die Anti-Atomkraft-Bewegung hält es aber für erforderlich, auch den letzten Reaktorblock C aus Sicherheitsgründen jetzt stillzulegen. Der Ausstieg aus der Atomenergie muss beschleunigt werden. Mit der Stilllegung sind die Probleme der Atomenergie noch lange nicht aus der Welt. Der Verbleib des hochgefährlichen Atommülls ist noch immer nicht geklärt. Die "Endlagersuche" verläuft weltweit sehr unterschiedlich - wir präsentieren in diesem Newsletter die aktuellen Prozesse in Schweden, in der Schweiz und in Finnland.
Mit freundlichen Grüßen
Henrik Paulitz und Dr. Alex Rosen
Gundremmingen B & C jetzt vollständig stilllegen!

Gemeinsam mit der Anti-Atomkraft-Bewegung fordert die IPPNW, das Atomkraftwerk Gundremmingen zum Jahresende 2017 vollständig abzuschalten und endgültig stillzulegen. Geplant ist bisher, Block B Ende dieses Jahres, Block C dann aber erst in vier Jahren abzuschalten. In der Siedewasserreaktor-Anlage kommt es immer wieder zu Brennelementschäden. Es gibt gravierende Mängel am Notkühlsystem. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass gegen Ende der Betriebszeit das Unfallrisiko steigt, auch weil nicht mehr adäquat in Sicherheit investiert und das Kraftwerkt bewusst "auf Verschleiß" gefahren wird.
Weiterlesen:
- Gundremmingen – Wer B sagt, muss auch C sagen
- Störfälle und Brennelementschäden im Atomkraftwerk Gundremmingen
- GRS warnte schon lange vor Brennelementeschäden
- Betreiber verschweigt „Ausfall der Hauptwärmesenke“ 2015 in Gundremmingen C
- Ausfall der Hauptwärmesenke trug in Fukushima zu Super-GAU bei
- Prof. Mertins: Defizite und Regelwerksabweichungen des Atomkraftwerkes Gundremmingen
Tepco erhält erstmals seit Fukushima Reaktorgenehmigung
![Von flickr user Hideyuki Kamon; crops and changes by user:JD [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons Von flickr user Hideyuki Kamon; crops and changes by user:JD [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons](fileadmin/_processed_/e/6/csm_Kernkraftwerk_Kashiwazaki-Kariwa_-_JD_01_2dcf0d80a6.jpg)
Sechseinhalb Jahre nach der Katastrophe von Fukushima hat der japanische Atomkonzern Tepco erstmals wieder eine Genehmigung zum Reaktorbetrieb bekommen. Dennoch wird das weltgrößte Atomkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa wohl erst in Jahren eventuell wieder mit zwei Blöcken in Betrieb gehen können. Der Gouverneur der betroffenen Provinz Niigata lehnt ein Wiederhochfahren bislang ab. Auch gibt es Bürgerklagen.
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Endlagersuche in Schweden
![Von Anders Sandberg (originally posted to Flickr as Forsmark) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons Von Anders Sandberg (originally posted to Flickr as Forsmark) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons](fileadmin/_processed_/2/a/csm_Forsmark_aerial_01_4667a8bf1f.jpg)
In der Nähe des schwedischen Atomkraftwerks Forsmark ist ein Lager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb. Es befindet sich 60 m tief im Fels aus Kristallingesteinen unterhalb der Ostsee. Zusätzlich soll in der Nähe von Forsmark ein sogenanntes „Endlager“ für abgebrannte Kernbrennstäbe, also für hoch radioaktive Abfälle entstehen. In Schweden steht nur Granit als Wirtsgestein zur Verfügung, so dass die Einlagerung zusätzlich auf technische Barrieren angewiesen ist.
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Endlager-Bau in Finnland

Wie in Schweden steht auch in Finnland nur Kristallingestein als potenzielles Wirtsgestein für die geologische Tiefenlagerung von Atommüll zu Verfügung. Ende 2015 gab die finnische Regierung grünes Licht für den Bau des weltweit ersten „Endlagers“ für hoch radioaktive Abfälle auf der Halbinsel Olkiluoto im Südwesten Finnlands. 6.500 Tonnen Atommüll sollen dort gut 400 Meter unter der Erde in Kupferbehältern deponiert werden. Der Preis für das Endlager wird aktuell mit 3,5 Milliarden Euro angegeben.
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Endlagersuche in der Schweiz
![Atomkraftwerk Leibstadt, von RThiele (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons Atomkraftwerk Leibstadt, von RThiele (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons](fileadmin/_processed_/b/0/csm_Atomkraftwerk_Leibstadt_01_ab60fc1c71.jpg)
In der Schweiz konzentriert man sich bei der Suche nach einem sogenannten "Endlager" auf tonreiche Gesteine als potenzielles Wirtsgestein für ein geologisches Tiefenlager. In bis zu 22 Gemeinden in drei schweizer Regionen könnte es bald Erkundungsbohrungen geben.
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Atommüll - Partitionierung & Transmutation

Forderungen nach Rückholbarkeit bzw. nach einer langfristigen Oberflächenlagerung („Zwischenlagerung“) des hoch radioaktiven Atommülls werden gerne mit dem Risiko eines Wassereinbruchs in ein tiefengeologisches Endlager begründet. Weniger bekannt sind andere Motive für den Erhalt des Zugangs zu dem spaltbarem Atommaterial: Ein potenzielles Interesse an Atomwaffen, sowie das Konzept, den Atommüll wiederaufzuarbeiten und in neuartigen Reaktoren Kernumwandlungen zu induzieren. Dieses Konzept wird als „Partitionierung & Transmutation“ (P&T) bezeichnet. Vor diesem Hintergrund wird immer wieder die Frage aufgeworfen, ob der Zugriff auf den hoch radioaktiven Atommüll für mehrere Jahrhunderte gewährleistet bleiben und auf die Errichtung eines tiefengeologischen „Endlagers“ verzichtet werden sollte. Zahllose Gründe sprechen dagegen.
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In NRW verteilen Kommunen Jodtabletten

Im September begrüßte die IPPNW die Vorverteilung von Jodtabletten in Aachen als sinnvolle Vorsorgemaßnahme gegen Schilddrüsenkrebs im Falle eines Atomunfalls in belgischen Atomkraftwerken. Dies ging von einer Initiative der IPPNW aus. „Damit kommt zumindest diese Kommune einer Forderung nach, die Ärztinnen und Ärzten schon seit den Erfahrungen mit Tschernobyl erhoben haben“, kommentierte IPPNW-Vorsitzender und Kinderarzt Dr. med. Alex Rosen. Ähnliche Vorverteilungen müssten „nun auch in anderen Kommunen erfolgen, in deren Umgebung noch Atomkraftwerke betrieben werden“. Weitere Kommunen wie Mönchengladbach wollen jetzt nachziehen.
Weiterlesen:
- RP Online: Mönchengladbach will an 50.000 Bürger Jodtabletten ausgeben
- IPPNW-Empfehlung bei Atomreaktorunfällen zum Schutz der Schilddrüse mit speziellen Jod-Tabletten (Jodblockade)
Ausgewählte Medienberichte:
- RP Online: Die Region Aachen startet heute mit der Vorsorge für den Ernstfall
- Die Zeit: Jodtabletten für alle Aachener
- FAZ: „Wir bereiten uns auf den atomaren Ernstfall vor“
- Heute: Aachen lässt vorsorglich Jodtabletten verteilen
- Deutsche Welle: Aachen - Jod als "Beruhigungspille" gegen Tihange